Iran, ein Land von dem alle schwärmen die da waren und ein Land, welches negative Assoziationen bei denen hervoruft, die sich ihr Bild nur anhand schlimmer Schlagzeilen machen. Es ist ein Land in das wir beide schon immer unbedingt einmal reisen wollten. Nun haben wir endlich die Gelegenheit dazu.
Iran ist das wohl bisher zwiespältigste Land unserer Reise. Bei keinem anderen Land gingen die Meinungen so auseinander wie hier. Oft wurden wir vorher gefragt, ob es nicht zu gefährlich sei da(hin) zu reisen oder direkt mit einem entsetzten Blick angeschaut, als wir unser nächstes Reiseziel nannten.
Von Reisenden hören wir stets etwas ganz anderes. Die herzlichsten und hilfsbereitesten Menschen werden uns da erwarten. Es ist schon verrückt wie extrem unterschiedlich die Bilder eines Landes sein können.
Wie so oft wird wohl an beiden Seiten etwas dran sein und über Unterdrückungen, Frauenrechte, freien Willen, freie Meinungsäußerungen, fairen Umgang für alle wollen wir uns hier auch gar nicht äußern. Denn, dass es hier immense Unterschiede zu Europa gibt ist uns bewusst. Aber was wir mit den Menschen in diesem Land erleben ist einfach etwas ganz Besonderes. Dieser unglaubliche Drang uns überall herzlich Willkommen zu heißen, uns zu Tee, Essen oder sogar zum Schlafen einzuladen und dies rund um die Uhr, ist unglaublich. Es scheint, als wollen die Menschen dieses Landes gegen ihren schlechten Ruf ankämpfen, aber auch das wäre wohl nur die halbe Wahrheit, denn auch unter den Iranis beobachten wir einen herzlichen Umgang.
سلام ایران
– Salam Iran –
An der armenischen Grenze steht eine unerwartet penible Kontrolle unseres Gepäcks bevor. Taschen werden durchleuchtet, teilweise ausgepackt und alles genau inspiziert. Danach endlich der Ausreisestempel im Pass und wir radeln im Niemandsand auf dem Weg nach Iran. Vor uns liegt die Brücke über den Araz, wir radeln an den LKW vorbei, der iranischen Fahne, dem Grenzgebäude und einem Grenzpolizisten, der uns direkt zu sich heranwinkt: „Welcome to Iran, welcome to my country.“ Wir zeigen die Pässe und werden lächelnd weitergewunken. Ein Stempel auf die Visa-Zettel, schnell die Taschen zum Durchleuchten und dann sind wir auch schon in Iran! Aufregend!
Direkt hinter der Grenze wollen wir unsere letzten Dram in Rials tauschen, doch offizielle Wechselstuben haben Mittagspause und so landen wir am Ende in einem kleinen Laden in der zweiten Reihe. Wir legen das Geld im Wert von gut 40 € auf den Tisch und bekommen einen Stapel Rials, es sind mehrere Millionen. Schon allein dies ist erst einmal verwirrend, doch dazu kommt, dass es einen inoffiziellen Wechselkurs gibt, der ca. bei 2/3 des bei Google angezeigten Kurses liegt. Zudem gibt es in Iran ein Parallelwährung, was alles noch komplizierter macht. Grob gesagt spricht man von 30 Toman, was aber eigentlich 30.000 Toman heißt und 300.000 Rials entspricht. Dies wiederum sind umgerechnet ca. ein Euro. Das alles nur so halb wissend haben wir also ziemlich planlos in dem kleinen Markt gestanden und auf das dicke Geldbündel gestarrt, nicht wissend, ob wir jetzt übers Ohr gehauen werden oder nicht. Als wir auf den Google-Kurs zeigen wurde nur abgewunken und dann aber doch noch ein Bündel Geld unter dem Tisch vorgeholt. Ehrlich gesagt hat dies eher noch zu größerer Verunsicherung beigetragen. Bis wir uns einigermaßen zurechtfinden vergehen ein paar Tage und nachdem wir nun wissen, welche Lebensmittel ungefähr was kosten, ist der richtige Schein auch schneller parat als am Anfang.
Weit kommen wir an unserem ersten Tag nicht mehr. Wir finden ein herrliches, schattiges Plätzchen unter Maulbeerbäumen mit fließendem Wasser aus einer kleinen Quelle und beschließen den Abend hier zu verbringen. Nach dem Hitzeschock freuen wir uns über den ersten lauen Sommerabend seit langem. Als später auch noch eine Schildkröte direkt vor unserer Decke vorbeigewatschelt und wir abends unser Zelt im Wadi unterm Sternenhimmel aufbauen, häufen sich die Glücksgefühle in uns. Was für ein Willkommen im zehnten Land unserer Reise.
An die hier im Land vorgeschriebene, islamische Kleiderordnung müssen wir uns erstmal gewöhnen. Grundsätzlich sollten dabei alle Körperteile bis auf Gesicht, Hände und Füße bedeckt sein und es sollte keine enganliegende Kleidung getragen werden. Zudem müssen Frauen in der Öffentlichkeit ihr Haar mit einem Kopftuch bedecken. Auch wenn es Männer hier deutlich einfach haben als Frauen, so sind auch bei ihnen kurze Hosen nicht gern gesehen. Einerseits ist dies unter der Hitze eine rechte Tortur, andererseits müssen wir uns so auch nicht mehr ganz so viel um unseren Sonnenschutz kümmern.
Die ersten Tage in Iran radeln wir durch weitgehend unbewohntes Gebiet und nach dem bergreichen Armenien geht es auch in Iran direkt mit knackigen Anstiegen weiter. Dazu kommt die starke Sonne, die uns dazu zwingt unseren Tagesablauf anzupassen. Wir stehen vor Sonnenaufgang um kurz nach 5 Uhr auf und nutzen die kühlen Morgenstunden zum Radeln. Mittags machen wir eine längere Pause, um dann am Abend ab etwa 17 Uhr wieder ein paar Kilometer zurückzulegen. Es ist zwar heiß und anstrengend, aber doch auch schon wieder so schön, was die Natur uns hier zu bieten hat.
Und dann treffen wir hier ja auch noch die Menschen, die uns über die Anstrengungen hinweghelfen. Sei es der tanzende und singende Familienvater, der aus dem Auto steigt und sich mit der ganzen Familie und uns neben die Straße setzt, um ein paar Kekse gemeinsam zu essen oder eine ganze Dorfgemeinschaft, die gerade mit dem großen Eierkauf beschäftigt ist, als wir mit den Räder durch das Dorf rollen. In Windeseile steht eine ganze Menschentraube um unsere Räder herum, alle machen Bilder und fragen woher wir kommen. Dann erzählen die Opis, dass sie auch Sport treiben und machen pantomimische Skilaufgesten. Wir bekommen wohltuendes, eiskaltes Wasser serviert, denn Wasser ist hier Mangelware.
Immer wieder hupen die Autos an uns vorbei, halten an und machen Fotos, da dreht selbst die Polizei nochmal eine Extrarunde, um ein Selfie mit uns zu bekommen. Uns wird immer wieder gesagt, wie froh man sei, dass wir in ihr Land gereist sind. „Welcome to Iran, welcome to my country.“
Als wir kurz vor der Mittagssonne völlig erschöpft an ein paar Bienenstöcken vorbeifahren, werden wir vom Imker höchstpersönlich zum Tee eingeladen. Wir lehnen dies mehrmals ab, denn so haben wir gehört ist es der Brauch in Iran, auch Taarof genannt. Nach der dritten oder vierten Einladung weiß man dann aber, dass es wirklich ernst gemeint ist. Wir verschwinden in der schattigen, kühlen Lehmhütte und schlürfen genüsslich den ersten Çay nach der Türkei. Aber diesmal auf iranische Art, denn der Zucker wird hier nicht direkt in den Çay gerührt, sondern es wird ein Stück Zuckerstein zwischen die Zähne gesteckt bzw. in den Mund genommen bis der Zucker sich beim Trinken langsam auflöst.
Vor uns liegt ein Pass mit gut 2.400 m und das nur wenige Tage nach den armenischen Bergen. Die Natur ist wunderschön und doch schmerzen die Beine mit jedem Tritt. Überall sehen wir essende Iranis, die in den Bergen neben der Straße sitzen und erfreuen uns an der Picknickkultur. Am Donnerstagnachmittag beginnt hier das Wochenende und der Freitag ist der einzige freie Tag der Woche. Was wir nur für ein Glück haben in Deutschland, zwei ganze Wochenendtage genießen zu dürfen. Noch dazu kommt, dass ein verlängertes Wochenende vor der Tür steht und das bedeutet, dass so gut wie alle raus in die Natur fahren. Das erfahren wir aber alles erst später.
Am frühen Nachmittag erreichen wir den Gipfel und rollen anschließend gen Süden. Die Landschaft ändert sich, es wird trockener, kahler und öder. Wir radeln an einem Restaurant vorbei, wo man angeblich campen kann. Wir fragen nach und trotz Englisch kommen wir nicht zurecht, denn campen bedeutet in Iran nicht zelten, sondern wohl picknicken, denn uns wurde immer wieder eine Loge angeboten. Für die Nacht müssen wir uns zwar noch etwas suchen, aber zumindest haben wir so eine schöne Pause im Schatten beim „Campen“. Keine fünf Minuten später bekommen wir Melone, Chips und Nüsse von der Nachbarloge serviert und weil wir uns mit unserem Farsi noch nicht so wirklich bedanken können, switchen wir direkt ins Türkische, denn das wird in der Provinz Westazerbaidschan größtenteils neben Persisch gesprochen und kommt hier gut an, auch wenn die Wörter etwas anders ausgesprochen werden, als wir sie in der Türkei gelernt haben.
Unsere Fahrt in die erste große Stadt Tabriz entpuppt sich als sehr entspannt. Es kommt uns fast etwas gespenstig vor, hatten wir doch Chaos, trubeliges Bazaartreiben und volle Straßen erwartet. Doch die einzige Straße, die extrem voll ist, ist die aus der Stadt raus. Wir kommen in einem sehr gemütlichen Hostel unter und nun wird uns auch schnell klar, was hier eigentlich los ist bzw. nicht los ist. Der 04. Juni ist Nationalfeiertag anlässlich des Todes von Khomeini und der 05. Juni Khordad National Uprising, d.h. in ganz Iran ist gerade verlängertes Wochenende und alles steht still, vor allem in konservativ geprägten Orten. Viele iranische Reisende wohnen mit uns im Hostel. Unsere Besorgungen und den Bazaarbesuch müssen wir also auf Montag verschieben, aber so haben wir Zeit erst einmal so richtig hier anzukommen. Wir lernen viele liebe Menschen kennen, bekommen einen ersten Farsikurs, dürfen leckeres Essen probieren und erfahren aus erster Hand viel über Iran.
Nach den Feiertagen erwacht das Leben und wir sind auf einmal umgeben von einem trubeligen Chaos wie man es sich in einer größeren, orientalischen Stadt vorstellt. Das Treiben ist wunderbar und wir schlendern über den stimmungsvollen Bazaar. Dabei werden wir wieder unzählige Male willkommen geheißen, es werden Fotos mit uns geschossen und Handynummern ausgetauscht, falls wir Probleme haben sollten oder um uns später in die entsprechenden iranischen Städte einzuladen. Wir sind sprachlos.
Irgendwann ist es dann aber Zeit wieder zu starten, auch wenn der Abschied bei den Windaussichten nicht gerade leichtfällt. Bei steigenden Temperaturen und mit zunehmendem Gegenwind von guten 30 Knoten kämpfen wir uns auf der recht stark befahrenen Hauptstraße durch karge und öde Landschaft. Es liegt Staub in der Luft und irgendwann sind wir ziemlich kaputt von diesem unerbittlichen Gegenwind, doch unser Ziel haben wir auch schon fast erreicht, den Urmia-See. Ein riesiger Salzsee, dem allerdings ein ähnliches Schicksal wie dem Aralsee droht und wo wir das Wasser, welches hier wohl mal existent war, von Weitem nur noch erahnen können.
Gegen Abend erreichen wir eine kleine Außenstelle des iranischen roten Halbmond, dem Pendant zum Deutschen Roten Kreuz, wo wir nach Wasser für unseren Wassersack fragen. Aber dabei bleibt es nicht. Nachdem uns Saeed fragt, ob wir denn schon was zum Schlafen haben schütteln wir erschöpft mit den Köpfen. Daraufhin verschwindet er nach drinnen und kommt auch gleich wieder zurück. Er meint wir können zwar nicht hier auf der Wache schlafen, aber wir werden schon etwas finden. So sitzen wir also neben der Crew des Roten Halbmondes, schlürfen einen Çay nach dem anderen und knabbern grüne Pflaumen.
Herr Rahimi, der wohl der Chef der Wache ist, telefoniert und sagt, dass es ein Hotel zehn Kilometer zurück gibt. Wir müssen nun erklären, dass wir in die andere Richtung wollen und, dass wir keine Lust darauf haben wieder über die Berge zu fahren. Er telefoniert wieder, in der nächsten Stadt können wir neben der Polizeistation unser Zelt aufstellen. Auch hier müssen wir erklären, dass diese 25 Kilometer und einen weiteren Anstieg entfernt liegt und wir da nicht so schnell sind wie ein Auto. Am liebsten würden wir hier irgendwo hinter einem Busch unser Zelt aufstellen, aber so richtig kommen wir aus der Situation nun nicht mehr raus, denn wir als Gäste sollen etwas „Ordentliches“ bekommen. Also wird weiter telefoniert.
In der Zwischenzeit unterhalten wir uns über googli mit Saeed, Yasin und Mohsen. Wie schon so oft werden wir auch hier gefragt, wie uns Iran gefällt. Auch hier merkt man wieder, wie traurig die Menschen darüber sind, dass sie im Ausland gern als Terrorist:innen abgestempelt werden. Auch der Wunsch selbst einmal nach Deutschland oder woanders hin zu reisen ist immer wieder deutlich spürbar. Für Menschen aus dem Iran ist es nicht so einfach mal eben ins Ausland zu reisen. Wir sind uns unserer Privilegien zwar durchaus bewusst, aber in solchen Momenten wird einem noch einmal besonders klar, welches Glück und welchen Freifahrtsschein wir mit unserem deutschen Pass beim Reisen haben.
Nach einiger Zeit kommt Herr Rahimi und sagt, er habe mit dem Bürgermeister des nächsten Dorfes telefoniert und in ca. 20 Minuten kommt jemand, um uns abzuholen. Aus den 20 werden 90 Minuten und die Sonne neigt sich dem Horizont. Wir beteuern erneut, dass es kein Problem sei irgendwo das Zelt aufzuschlagen, doch da wird immer nur lächelnd mit dem Kopf geschüttelt und wir werden innerlich etwas unruhig bei dem Gedanken vielleicht gleich noch im Dunkeln über die Hauptstraße brettern zu müssen.
Doch noch vor Einbruch der Dunkelheit kommt Sajad und sein Onkel Abbas angefahren. Sie möchten uns diese Nacht beherbergen und so tuckern wir hinter dem Auto mit Warnblinkanlage her in das nächste Dorf. Doch bevor wir Selab erreichen, durchqueren wir noch ein fruchtbares Tal, in dem auch der Garten von Abbas liegt. Wir halten an und pflücken im Dunkeln noch schnell ein paar grüne Pflaumen.
Am Haus angekommen radeln wir durch das Rolltor in einen wunderschönen Hof mit Bäumen. Wir bekommen direkt einen Çay von Ashraf serviert und können gar nicht so richtig begreifen, was hier eigentlich gerade passiert. Dann werden wir in das Haus geführt und nehmen auf dem großen Teppich im Wohnzimmer Platz und lehnen uns wohltuend an die Rückenpolster. Wir sollen ruhig unsere Beine ausstrecken, das machen sie auch immer so. Mit der Zeit füllt sich das Zimmer, Sajads Vater ist gekommen und auch der dritte Bruder von Abbas und seine Frau schauen kurz vorbei. Gespannt lauschen sie, was wir Sajad auf Englisch erzählen und was er wiederum in Farsi übersetzt. Es ist eine herzliche Stimmung und wir fühlen uns wohl. Es gibt den nächsten Çay und diesmal werden wir in die traditionelle Kunst des Trinkens eingeweiht. Man schüttet den heißen Tee in die stark gewölbte Untertasse, streift die Tasse daran ab und schlürft den abgekühlten Tee dann aus der Untertasse, natürlich mit Zucker. Das man dieses weiße Stück nicht unbedingt haben möchte, wird immer sehr verwundernd zur Kenntnis genommen.
Später nehmen wir ein hamam, was auf Farsi Dusche heißt. Es ist so etwas erfrischendes, nach einem anstrengenden Tag in der Sonne all den Schweiß abzuspülen, man fühlt sich einfach so unglaublich gut danach. Als wir fertig sind wartet auch schon das Abendessen auf uns. Wir nehmen mit der ganzen Familie auf dem Teppich im Schneidersitz platzt. Vor uns wird das sofreh ausgebreitet, das traditionelle Tischtuch, auf dem all die Köstlichkeiten aufgetischt werden. Es gibt das populäre ghorme sabzi, einen Eintopf aus Kräutern, Bohnen und Fleisch. Dazu die typische Beilage Reis, die auf eine besondere Weise mit einer knusprigen Safranbutterkruste zubereitet wird und auch der Teller mit frischen Kräutern zum Verspeisen namens sabzi khordan darf nicht fehlen. Gegessen wird mit Gabel (links) und Löffel (rechts), ein Messer wird in Iran bei Tisch nicht benutzt. Uns fehlen die Worte und wir sind einfach nur zutiefst dankbar!
Am nächsten Tag starten wir im Morgengrauen nach unserer ersten Nacht auf einem Perserteppich. Aber erst nachdem wir ein Frühstück zu uns genommen haben, denn ohne dieses dürfen wir diese wunderbaren Menschen nicht verlassen.
Wir radeln weiter Richtung Süden und ab Mittag weht uns stets ein kräftiger Wind entgegen, ein Grund mehr den Tag so früh wie möglich zu beginnen. Unterwegs werden wir immer wieder von wild hupenden Autos gegrüßt. Manche fahren einen Umweg, andere wenden, um nochmal kurz an uns vorbei zu fahren, manche halten sogar 50 Meter vor uns auf dem Seitenstreifen an und warten bis wir auf ihrer Höhe halten. Dann bedanken sie sich, dass wir hier reisen und fragen ob sie ein Bild machen können. Und wenn man dann so selfiemachend am Wegesrand steht, halten auch ganz schnell zwei, drei weitere Autos an. Wir können nicht sagen in wie viele Kameras wir schon gelächelt haben. So muss es sich wohl anfühlen, wenn man berühmt ist. Es ist einfach verrückt wie sehr sich die Menschen hier über ausländische Tourist:innen freuen.
Nach langer Zeit kommen wir mal wieder über WS unter und so wissen wir auch seit langem am Morgen schon wo wir abends sein werden. Wir werden herzlich empfangen und genießen natürlich jeden Tropfen Wasser. Bevor wir am Abend in die Stadt gehen, bestaunen wir die Gaslampe, die hier im Wohnzimmer hängt und für Stromausfälle gedacht ist. Sajad ist Ingenieur und arbeitet für die hiesige Ölgesellschaft. Er würde gerne mehr reisen, aber das ist aufgrund der Visabestimmungen leider nicht so einfach. Er erzählt aber, dass er beruflich schon mal nach Europa reisen durfte.
In der Stadt treffen wir seinen Freund Hadi, der einen Feinschmeckerladen besitzt. Wir werden direkt mit kaltem Melonensaft und kleinen, süßen Leckereien begrüßt. Anschließend lädt Hadi uns in ein Restaurant zum Essen ein. Am nächsten Tag begleiten uns die beiden begeisterten Radsportler noch aus der Stadt heraus. Sajad hat gleich vier Fahrräder parat, je nach Situation das Richtige. Doch bevor es los geht müssen wir mal wieder den Reifen flicken. Hatten wir mit unseren ersten Reifen gerade einmal zwei Platten ist es jetzt wie verhext und wir pumpen und flicken alle zwei Tage.
Nach unseren ersten Tagen in Iran sind wir überwältigt. Denn oft ist es doch so, wenn einem etwas so stark angepriesen wird und man sich daraufhin hohe Erwartungen aufbaut, können diese ab und an nicht erfüllt werden. Das ist das Schöne daran, wenn man ohne ein vorherbestimmtes Bild reist. Doch von Iran hatten wir dieses Bild von der herzlichen Art der Menschen immer wieder gehört. Was wir dann aber hier erleben, übertrifft all unsere Erwartungen, es ist schier unvorstellbar mit welch offenen Herzen und welcher Dankbarkeit die Iranis uns begegnen, nur weil wir hier in diesem wunderbaren Land reisen.
Wie kann es sein, dass die Menschen hier so eine überaus herzliche Mentalität haben? Ist es ihr Glaube und die Bestimmung der Religion? Ist es die Unterdrückung, der sie trotz allem ausgesetzt sind? Ist es das Eingesperrtsein im eigenen Land? Liegt es daran, dass man hier noch den täglichen Kontakt mit seinen Nachbar:innen auf der Straße sucht und noch nicht in einer „Wohlstandsisolation“ abgetaucht ist? Wir werden nie erfahren warum es so ist, aber es ist etwas Wunderbares was hier in der Luft liegt und unsere Herzen höherschlagen lässt.
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I’m so glad that you enjoy my country.
Wie immer: ein sehr interessanter Beitrag! Wir können den Iran erinnern nur mehr Reisefreiheit wünschen! Die süßen Schafe am Anfang des Blogs sehen sehe sympathisch aus. Von meinem kurdischen Schüler Nabi sieht die Mutter genauso apart aus wie die jungen Frauen auf dem Foto aus Tabriz. Hübsche Menschen! Die Radrennfahrer am Ende des Blogs sind ja profimäßig ausgestattet….Immer heile Reifen wünschen euch Renate und Karen 🚵🚴