In Orchha tauchen wir ein in das Familienleben mitten in einem kleinen, indischen Dorf. Im Kontrast dazu sind wir auf einem ersten indischen Festival zu einer Hochzeit der Götter und erkunden viele alte Prachtbauten sowie Tempel umgeben von der Natur.
Unsere nächste Zugfahrt ist für indische Verhältnisse wohl nur ein Katzensprung. Es geht für uns weiter nach Jhansi, was aber nicht unser eigentliches Ziel ist. Von dort rattern wir auf einer abenteuerlichen, 45 minütigen Fahrt durch die volle Stadt raus aufs Land.
Wir wollen nach Orchha, einer Kleinstadt, der friedliche Entspannung und grünes Idyll im sonst doch recht hektischen Indien nachgesagt wird. Doch diese Rechnung haben wir wohl ohne die hinduistischen Gottheiten gemacht. An unserem Ankunftswochenende steigt hier nämlich ein riesiges Festival. Ein wichtiger Tempel, der Rama geweiht ist, macht Orchha zu einem spirituellen Zentrum.
Unzählige Menschen aus der ganzen Umgebung sind her gepilgert, um die Hochzeit von Rama und Sita zu feiern. Unser Rikschafahrer schlängelt sich durch die Menschenmassen, vorbei an den vielen Polizeiabsperrungen, um uns nach Ganj, einem kleinen Dorf vor Orchha zu bringen.
In unserem Homestay herrscht eine entspannte Atmosphäre. Der Projektleiter Romi begrüßt uns herzlich und erzählt uns bei einem chai erstmal einiges über das Projekt. Die gemeinnützige Organisation Friends of Orchha betreibt die Orchha Homestays, was uns ermöglicht, bei einer Familie zu übernachten, das indische Dorfleben kennenzulernen und noch tiefer in das Leben hier einzutauchen. Gleichzeitig erhalten die Familien dadurch ein regelmäßiges Einkommen und die Möglichkeit zum kulturellen Austausch. Romi beschreibt es als „window to the world“ (mehr erfahren).
Wir bekommen ein eigenes Zimmer mit traditionellem Bett, dem sogenannten charpoy, welches aus einem bespannten Holzrahmen besteht. Dann sitzen wir mit Mama Kranti in der Küche. Wir wollen ihr gern beim Kochen helfen. Sie reicht uns ein Brett sowie Messer, allerdings sind wir nach zwei Minuten mit dem Schnibbeln durch. Während sie hochkonzentriert anfängt die typische, große und flache Aluschüssel, welche sie mit ihren Zehen festhält, mit dem Ata Mehl für die chapati Zubereitung zu füllen, herrscht Schweigen. In uns macht sich das Gefühl breit, dass es vielleicht unangenehm für sie sein könnte, hier wieder einmal Zuschauer*innen sitzen zu haben. Doch dieser Gedanke verfliegt schnell, als es aus ihr plötzlich herausbricht. Sie beginnt uns aufgeregt ihre Geschichte zu erzählen.
Kranti ist in der Stadt aufgewachsen und wurde mit 20 Jahren verheiratet. Ab da hat sich ihr Leben komplett gewandelt. Sie musste zu ihrem Mann Surendra ziehen und landete auf dem Dorf, wo alle Frauen ihr Gesicht mit dem Tuch (ein Stück vom sari) bedeckten, was heute noch immer zu beobachten ist. Kranti konnte weder Brot backen, noch auf dem Feld arbeiten. Sie erzählt uns, dass sie damals oft geweint hat, aber ihr Mann sehr gnädig mit ihr war. Ihren Eltern lag eben vor allem die Bildung ihrer Tochter am Herzen. Surendra hatte vollstes Verständnis und es war ihm egal, dass z.B. die chapatis anfangs nicht rund waren.
Kranti berichtet uns aber auch von anderen Frauen, denen es nicht so gut ergeht, weil sie von ihren Alkohol trinkenden Männern nach der Hochzeit schikaniert, unterdrückt oder oft auch gewalttätig behandelt werden.
Krantis großer Traum war es immer, als Lehrerin für die Regierung zu arbeiten. Dieser Traum ist zwar nicht in Erfüllung gegangen, doch sie hilft den Kindern im Dorf beim Lernen. Für ihre beiden Töchter wünscht sie sich, dass sie die Schule und das Studium erfolgreich abschließen. Die vor allem in dörflichen Gebieten noch sehr verbreitete, viel zu zeitige, arrangierte Hochzeit, lehnt sie ab. Ihr ist es viel wichtiger, dass ihre Töchter einen guten Job finden. Danach können sie immer noch heiraten. Sie erzählt uns wie dankbar sie ist, dass das Homestay Projekt im Jahr 2006 entstanden ist. Neben dem Einkommen aus dem Homestay, werden die Familien auch bei der schulischen Ausbildung ihrer Kinder unterstützt. Auf diese Weise konnten Kranti und Surendra ihren Töchtern einen Bildungsweg bis zur Hochschulreife ermöglichen.
Während wir ihrer beeindruckenden Lebensgeschichte gespannt lauschen, verfolgen unsere Augen die Zubereitung der chapatis, die heute auf dem Feuer gebacken werden. Wieder eine neue Methode, um das populäre, indische Brot zu backen. Zunächst werden die getrockneten Kuhfladen, die man in ländlichen Regionen immer wieder erblicken kann, entzündet. Im Anschluss wird das Holz nach und nach ergänzt, bevor die Pusteröhre zum Einsatz kommt. Sobald die Glut perfekt ist, wird der runde Aufsatz auf den kleinen, selbstgebauten tandori (Lehmofen) gelegt und die chapatis darauf von beiden Seiten gebacken. Zu guter Letzt wird das Brot noch einmal in die Kuhkackeglut geschmissen, plustert sich auf und wird auf den Fußboden geschleudert, um die Asche abzuschütteln. Et voila… die bisher köstlichsten chapatis sind fertig und das thali kann verspeist werden.
Dabei fühlen wir uns jedes Mal etwas komisch, denn in Indien ist es nicht typisch gemeinsam zu essen. Mindestens eine Person ist immer dafür verantwortlich, die thali-Teller wieder mit dal, Reis, sabzi oder chapati aufzufüllen, bewirtet also die Anderen, bevor sie im Anschluss selbst speist. Kranti und Surendra erzählen uns beim Essen, dass sie das chapati besonders im Winter auf dem Feuer zubereiten, weil man dadurch auch gleich eine gute Wärmequelle hat.
Nach dem Essen laufen wir Richtung Orchha. Romi hat uns zu sich nach Hause eingeladen, um das Festival von seiner Terrasse aus zu bestaunen. Umso näher wir dem Zentrum kommen, umso voller werden die Straßen. Menschen auf Traktorhängern oder zu Fuß bahnen sich ihren Weg zum Ramatempel. Plötzlich befinden wir uns mitten in der Menschenmasse, die vor allem aus Männern besteht. Mal wieder stellen wir fest, wie männlich das Straßenbild Indiens geprägt ist. Komisch tanzende Pferde voller Schmuck und der ganze, wilde Festumzug kommen uns entgegen. Hinter dem Musikanhänger wird es so voll, dass sich schon kurz Panik in uns breit macht, doch in diesem Moment erblicken wir Romi und kämpfen uns irgendwie zum Eingang seines Hauses. Puhhh, gerettet!
Auf dem Balkon atmen wir erstmal durch. Nachdem wir ein bisschen mit Romis Familie geschnackt und mal wieder für einige Bilder posiert haben, stürzen wir uns aber noch einmal ins Getümmel. Romi will uns allerdings lieber begleiten, was für die erste Runde auch ganz gut ist, denn er hält uns die selfiewütigen, pubertierenden Jungs vom Leib. Da er es ziemlich eilig hat, gehen wir danach nochmal für uns über das Festgelände.
Wir schlendern an all den Schmuck-, Opfersüßigkeiten- und Blumenständen vorbei. Es liegt eine ganz besonders spirituelle Stimmung in der Luft. Vor einer Bühne sitzen unzählige, bunte Menschen, die irgendwelchen Mantras lauschen, vor dem Tempel wird ekstatisch getanzt. Ein Priester bittet uns auf ein Podest, wo ein heiliges Feuer lodert und von dem aus wir das Ganze nochmal aus einem anderen Blickwinkel betrachten können.
Auf dem Rückweg zu Romis Haus kommt uns der Festzug wieder entgegen, der durch das Tragen von Rama aus dem Ram-Raja-Tempel zu seiner Frau Sita in den Lakshmi-Narayan-Tempel, die göttliche Hochzeit symbolisieren soll. Von Romi erfahren wir später, dass die tanzenden Pferde teil einer indischen Hochzeitszeremonie sind. Das ebenfalls obligatorische Feuerwerk und die laute Musik begleiten uns noch bis in den Schlaf.
Über unser Moskitonetz sind wir in der Nacht auch ganz dankbar, denn in unserem Zimmer wohnen neben den Geckos an der Wand auch ein paar Mäuse, die in der Nacht noch recht aktiv werden.
Schon zeitig am Morgen herrscht wieder reges Treiben in Ganj: Kühe füttern, Singen, Hupen, Boden scheuern sowie Wasser in all die Metallkrüge füllen. Also die ganz normale indische Soundkulisse. Wir erleben das tägliche Dorfleben hautnah. Neben unserem einfachen, aber sehr gemütlichen Häuschen stehen die zwei Kühe der Familie, die später auf eine kleine Wiese zum Grasen getrieben werden. Auf den Dächern der Häuser liegen die Kuhfladen zum Trocknen.
Dem frischen Kuhdung wird etwas Wasser und Heu hinzugegeben und anschließend wird alles kräftig durchgeknetet. Die runden Fladen liegen dann ein bis zwei Tage in der Sonne und fertig ist der nachhaltige Brennstoff, der uns seit Zentralasien immer wieder begegnet. Für alle, denen es jetzt den Appetit verdirbt, die brennenden Fladen duften am Ende auch nur nach Qualm.
Nach dem Aufstehen lernen wir dann endlich Mini (20) und Kushi (17) kennen, die 100 km entfernt ihrer Heimat zusammen in einem Zimmer wohnen, um die Schule zu besuchen bzw. zu studieren. Wir sitzen gemeinsam beim Frühstück zubereiten auf dem Betonboden, was heute auch wieder sehr spannend ist.
Für das chutney wird der Spinat gemeinsam mit Tomaten, Zwiebeln, Koriander und natürlich Knoblauch von Papa Surendra in anstrengender Muskelarbeit mit einem Stein auf einer Steinplatte gequetscht. Der Brotteig wird heute von Mama und Kushi geknetet. Es herrscht eine heitere Stimmung. Die ganze Familie quasselt durcheinander. Wir können den beiden Eltern ihre Freude über den Besuch ihrer Töchter ansehen. Sie haben uns gestern erzählt, wie sehr sie die beiden hier vermissen.
Mini und Kushi versprühen jede Menge positive Energie. Mini erzählt uns, wie schwer es ist, an einen Regierungsjob zu kommen, weil es in jedem Bundesstaat nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen gibt. Sie möchte Polizistin werden, um Korruption zu bekämpfen und den Menschen wirklich zu helfen. Mini sagt, dass sie nicht mehr tun kann, als ihr bestes zu geben. Sie lernt jeden morgen eine Stunde, bevor ihre Kurse beginnen. Danach schläft sie eine Stunde, um dann abends bis in die Nacht wieder zu lernen.
Die beiden teilen sich das Zimmer in Gwalior mit einer weiteren Freundin, da sie es sich sonst nicht leisten könnten und sind sehr froh, dass ihre Eltern sich als eine der ersten Familien für das Homestay Projekt entschieden haben, denn sonst wäre die Bildung für die beiden viel zu teuer und sie hätten niemals so viele tolle Menschen aus anderen Ländern kennenlernen können.
In dem Zuge berichtet sie auch, wie hart die Coronazeit für alle teilnehmenden Familien war, da keine Gäste mehr gekommen sind. Die Familien bekommen ein Viertel des Zimmerpreises von der Organisation ausgezahlt sowie die Einnahmen durch das Essen. Also ist während dieser Zeit finanziell ziemlich viel weggebrochen. Umso schöner ist es, dass nun wieder Gäste kommen.
Nach dem ausgiebigen Frühstück, machen wir uns auf den Weg Richtung Orchha. Es ist schon viel weniger los, denn viele pilgern wohl schon wieder nach Hause. Zurück bleibt eine entspannte Kleinstadt und leider auch jede Menge Müll, der bisher überall präsent war. Doch zumindest in den größeren Ortschaften, gibt es eine Müllabfuhr, die in jeder Stadt ihr ganz eigenes Lied hat. Sobald der Song durch die Gassen schallt, bringen die Menschen ihren Müll zum Auto. Bis wir das bemerkt haben, sind einige Tage in Indien vergangen. Zunächst dachten wir immer, es handelt sich um irgendwelche Tempelgesänge.
Am Ramatempel herrscht noch immer reges Treiben. Wir genießen die bunte Atmosphäre und schlendern durch die Gassen, wo allerhand Schnickschnack verkauft wird. Mittlerweile erkennen wir schon, wenn die Leute es auf ein Selfie mit uns abgesehen haben und es gelingt uns manchmal zu entkommen. Es ist doch recht nervig, wenn man von einigen noch nicht mal begrüßt wird, sondern direkt zum Selfiemachen aufgefordert wird. In einigen Fällen endet das Ganze aber auch in nettem Smalltalk.
Auch an diesem Abend sitzen wir wieder zusammen. Die beiden Mädels sprechen sehr gutes Englisch und dadurch können wir noch tiefer in die Familiengeschichte eintauchen, die uns viel über die hiesige Kultur verrät.
Sie erzählen uns von einem sehr erschreckenden Vorfall während der Coronazeit, bei dem Surendra von einigen Männern plötzlich zusammengeschlagen wurde. Die Familie weiß bis heute nicht, wer dahintersteckt, auch wenn sie gewisse Vermutungen haben. Dies war wohl die Spitze des Eisbergs, denn einigen aus der Familie hat wohl noch nie geschmeckt, dass Surendra und Kranti ihre beiden Töchter so groß gezogen haben, als wären es Söhne.
Sie erzählen uns von einigen Schikanen, die sie in diesem Zusammenhang bereits erdulden mussten, wie z.B. Steine, die von einem Dach auf Kranti geworfen worden, als sie Mini damals stillte. Umso stärker von den beiden, dass sie an ihren Prinzipien festhalten und ihre Mädels so unabhängig und entgegen mancher kultureller Konfession erzogen haben.
Wir sind schwer beeindruckt von dieser entschlossenen und inspirierenden Familie. Immer wieder spüren wir, wie stark die Familie dadurch verbunden ist. Nachdenklich fallen wir abends ins Bett.
Das kleine Orchha verdankt seine Pracht dem Rajputen Clan, der die Region Bundelkhand von Anfang des 16. bis Ende des 18. Jahrhunderts von hier aus regierte. Wir bestaunen die von den Mogulen beeinflusste Architektur. Vor den imposanten Gebäuden herrscht schon reges Treiben, aber entgegen unserer Erwartungen können wir alles in Ruhe und ohne nervige Fototermine besichtigen. Von den Festungsanlagen auf der Museumsinsel haben wir einen wunderbaren Blick auf die grüne Umgebung und den glasklaren Betwa, der die Stadt entlangplätschert.
Wir lassen das Raj Mahal und Jehangir Mahal hinter uns und entdecken viele kleine, verfallene Tempel zwischen den grünen Feldern. Nun wissen wir, was mit der Idylle gemeint war. Die frische Luft tut gut.
Später erklimmen wir die Türme des Chaturbhuj-Tempels. Neben der spektakulären Aussicht sind die Papageien und Geier, die hier auf den Dächern abhängen, ein weiteres Highlight für uns.
Ursprünglich sollte der Tempel den heiligen Rama beherbergen. Die Geschichte dazu wird uns während des Festes von Romi erzählt. Sehr kurz auf das Wichtigste beschränk, ist dies die Quintessenz daraus: Die einstige Königin wollte Rama nach Orchha bringen, woraufhin dieser unter drei Bedingungen einwilligte. Einer dieser Bedingungen lautete, dass Rama den Platz, an dem er zum ersten Mal in Orchha abgesetzt wird, nie wieder verlässt. Nach einer monatelangen Reise kam es dann dazu, dass die Königin Rama kurz in ihrer Küche absetzte, um ihn am nächsten Morgen in den eigens neu gebauten Chaturbhuj-Tempel zu bringen. Das Abbild von Rama ist seither im königlichen Palast zu Hause und nicht im eigentlich dafür erbauten Tempel.
Betrachtet man dieses riesige Bauwerk, welches schlussendlich umsonst gebaut wurde, verdeutlicht dies wieder einmal, wie stark Religion eine Kultur beeinflussen kann.
Voller Eindrücke lassen wir den Tag in den islamischen Gräbern am Fluss, den Chhatris, ausklingen. Dort herrscht eine entspannte Atmosphäre inmitten des wundervollen Gartens, wo exotische Vogelstimmen erklingen und sich die Sonne langsam dem Horizont nähert.
Am Abend sitzen wir wieder gemeinsam am Feuer. Mini musste leider zurück, da ihre freien Tage vorbei sind, aber Kushi bleibt spontan noch etwas länger in Orchha. Während uns Surendra und Kranti ihre Hochzeitsfotos zeigen, unterhalten wir uns über die indischen Hochzeitstraditionen.
Die Heirat ist ein Höhepunkt im Leben von Inder*innen und ein soziales Ereignis der besonderen Art. Nicht zuletzt, weil eine Großzahl der Bräuche aus dem Hinduismus stammt und die Ehe dort als heiliges Sakrament gilt. Neben dem „Ja“, geht es vor allem auch darum, den Wohlstand der Brautfamilie vorzuführen, die laut Tradition sowohl die Trauung als auch das anschließende Fest, was oft gar nicht aufwendig und prunkvoll genug ausfallen kann, auszurichten hat. Eine weitere Tradition besagt, dass die Braut eine Mitgift mit in die Ehe bringt, um den zukünftigen Ehemann zu beschenken und die Kosten für die Hochzeit zu decken. Obwohl diese Praxis seit 1961 gesetzlich verboten ist, wird sie noch heute fortgesetzt und existiert in allen gesellschaftlichen Schichten. Die Mitgiftzahlungen führen häufig zu immensen Belastungen für die Familie der Braut. Dies ist auch ein Hauptgrund dafür, dass die Geburt von Söhnen bevorzugt wird.
Am Abend findet in unserer Straße eine riesige Party statt. Diesmal ist es allerdings keine Hochzeit, sondern eine Geburt. Kranti schüttelt nur den Kopf und sagt, dass für die Geburt eines Mädchens wohl niemand einen solchen Aufriss machen würde. Hoffen wir, dass sich das eines Tages ändert.
Schon allein die normale Personenanzahl von etwa 1.000 Gästen bei einer indischen Hochzeit, ist für uns unvorstellbar. Die aufwendigen Hochzeitseinladungen werden mit z.B. Süßigkeiten ergänzt und von einem Familienmitglied persönlich verteilt, was bei so einem riesigen Land und so vielen Gästen einiges an Zeit und vor allem auch Geld kosten kann.
Die vielen Rituale, wie z.B. das Reiten des Mannes auf einem geschmückten Pferd zum Haus seiner zukünftigen Frau oder Reinigungsrituale, finden dann über mehrere Tage verteilt statt. Eine indische Hochzeit dauert dadurch etwa eine Woche.
Die Ehe wird in Indien nicht mit einem Ehering besiegelt, sondern der Bräutigam färbt den Scheitel seiner Frau mit rotem Pulver und malt anschließend einen Punkt auf die Stirn, das wichtigste Segenszeichen einer verheirateten Frau. Man erkennt sie aber auch an den Fußringen und den klimpernden Fußketten, die der Mann ihr schenkt. Der rote Punkt und die roten Armbänder gehören auch dazu, werden heute aber oft auch einfach als modisches Accessoire getragen.
Frauen tragen traditionell einen roten sari oder eine lehenga, denn Rot gilt in Indien als Glücksfarbe. Oft trägt die Braut auch einen überdimensional großen, goldenen Nasenring zur Hochzeit. Der Körper wird, wie auch bei anderen wichtigen Anlässen, mit Hennamalereien als Schmuck verziert (mehndi). Der Mann trägt einen Turban oder verzierten Hut mit einer prächtigen Tracht, wie zum Beispiel dem achkan.
Surendra und Kranti haben sich vor ihrer Hochzeit nur auf einem einzigen Bild gesehen. Unvorstellbar, allerdings noch immer weit verbreitete Realität in Indien. Arrangierte Hochzeiten sind der Normallfall und obwohl die Hochzeit per Gesetz erst ab Volljährigkeit erlaubt ist, werden viele Frauen bereits jünger zwangsverheiratet mit Männern, die sie vorher vielleicht sogar noch nie gesehen haben.
Bevor es für uns wieder nach Delhi geht, genießen wir noch einmal die frische Luft im idyllischen Orchha. Wir wandern durch den nahezu leeren Naturpark, immer mal wieder zum Fluss und genießen die Ruhe, die uns hier umgibt.
Zurück in Ganj heißt es nun langsam Abschied nehmen. Unser letzter Abend mit unserer neuen, indischen Familie ist nochmal ganz besonders. Unsere indische Mama singt heute noch mehr als sonst. Nach dem Essen darf Isi in einen von Krantis Saris schlüpfen und Bim im Anschluss den verheiratet-Strich auf den Scheitel malen. Es ist mal wieder sehr lustig, wir tanzen zu indischer Musik und bekommen von Kushi ein Henna zum Abschied gemalt.
Was für eine schöne Zeit wir doch mit der Yadav Famile hatten. Völlig erfüllt, aber auch ziemlich traurig, geht’s für uns am nächsten Morgen zurück nach Jhansi.
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Guten Tag!
Indien (Nepal?) sieht so farbenfroh auf den Fotos aus, wie wir es uns vorstellen! Diese wahnsinnig Villen Feste haben es bestimmt in sich. Wie gut, dass ihr Orchha danach noch ruhiger erleben konntet. Die Zeit bei der netten und interessanten Gastgeberfamilie war sicherlich etwas ganz besonderes, dass ihr nicht so schnell vergessen werdet. Und gut für die Einheimischen, ohne Nepperei Geld zu verdienen ….
Liebe Isabel, wir sind in letzter Zeit oft an Achterwehr und Felde vorbei gekommen und haben immer an dich gedacht. Ob du wohl je wieder in die Eiderprovinz zurück kommen wirst?
Alles Gute für eure Weiterreise wünschen euch Renate und Karen aus Kiel 🌞🌞💐💐🙋🙋