"Abschiede sind Tore in neue Welten"

[ Albert Einstein]

Es gibt viele Gründe, die uns den Abschied schwer gemacht haben, aber jetzt ist es soweit und wir können uns endlich auf unsere Räder schwingen und unser langerträumtes Abenteuer starten!
Nach vier Jahren an der Ostsee haben wir uns hier richtig gut eingelebt und sind daher doch sehr traurig nun erst einmal alles hinter uns zu lassen. Danke an euch alle, dass ihr uns die Zeit hier so schön gemacht habt! Wir werden euch vermissen und freuen uns schon auf ein Wiedersehen!

Unsere letzten Tage in unserer Wohnung kann man ganz gut zusammenfassen. Hektisches Ausräumen, Putzen und Packen, weil wir lieber an den Strand fahren wollten und dann wieder einmal merkten, dass alles länger dauert als man eigentlich denkt… Am Ende haben wir den Schlüssel übergeben und uns direkt auf die Räder gesetzt und sind Richtung Ostsee gefahren, wo wir gern unsere erste Nacht auf unserer Reise verbingen wollten.

Nach einer eisigen, ersten Nacht begrüßten uns am nächsten Tag die ersten wärmenden Sonnenstrahlen und ein wunderschöner Blick auf die Ostsee. Das entschädigt dann auch für eine vor Kälte schlaflose Nacht. Fazit: Wir brauchen unbedingt Wärmflaschen!

Unser Abschiedstour im Norden führte uns von Kiel über Laboe, Heidkate nach Lübeck bis zum Ratzeburger See, wo wir nochmal eine schöne Zeit mit unseren Freunden verbringen konnten. Bis bald!

Am Ratzeburger See hatten wir dann unsere erste Nacht „allein“ in der Natur. Mit dem Sonnenuntergang kam die Kälte zurück und wir hatten nun eine allabendliche Aufgabe, bevor wir in unsere Schlafsäcke kriechen konnten – Wasser für die Wärmflaschen kochen! Da die Temperaturen schon gegen Null Grad gingen, hatte da auch unser Gaskocher seine Probleme. Mühsam aber doch so wohltuend. In der Nacht konnten wir das erste mal der Natur lauschen, es raschelte überall, die Rehe brüllten und das Geschnatter der Enten und Gänse war auch immer mal zu hören.

Am nächsten Tag erreichten wir die Elbe und überquerten den Jackpoint Harry. Ein Relikt aus einer vergangenen Zeit, welches doch in manchen Köpfen noch immer so gegenwärtig ist. Für uns ist es das Normalste der Welt, das Grüne Band zu überschreiten. An diesem Grenzstreifen war für unsere Eltern einst Schluss mit der „Reisefreiheit“.

Mit gutem Rückenwind radelten wir völlig allein mit der Natur durch das UNESCO-Biosphärereservat Flusslandschaft Elbe. Obwohl die ersten Knospen sich noch zurückhielten, war die Natur so intensiv und atemberaubend. Wahrscheinlich lag es an der Ruhe, den wärmenden Sonnenstrahlen und den unzähligen Störchen, Rehen, Hasen, Enten und Gänsen, die uns auf dem Weg durch die Elbauen begleiteten.

Die schönen Tage ließen einen fast vergessen, wie kalt doch die Nächte waren. Irgendwo an der Elbe hatten wir eine der kältesten Nächte bis jetzt. Am Morgen sind wir durch das Tropfen von der Zeltdecke wach geworden. Das ganze Zelt war mit einer leichten Eisschicht bedeckt, der Fahrradcomputer zeigte -3,5 °C. Es war einfach schweinekalt! Also machten wir das was wir immer machten, wenn es kalt war. Wir radelten! Doch auch nach knapp zwei Stunden sind wir nicht wirklich warmgeworden. Erst als wir in Wittenberge bei einem Bäcker Kaffee und Kuchen außer Haus bekommen haben und sich die Sonne durch die Wolken hindurch kämpfte wurde uns langsam warm und wir tauten auf.

Die niedrigen Temperaturen begleiteten uns eigentlich die ganze erste Etappe. Daher waren wir gezwungen, die ganze Zeit zu radeln! Sobald wir anhielten, kühlten wir direkt aus. Dadurch bestand unser Tagesprogramm aus Radfahren, Zeltauf und -abbauen, Essen und Schlafen.

In Havelberg wechselten wir den Fluss und stiegen von der Elbe auf die Havel um. Durch die einseitige Renaturisierung der Havel erstreckete sich uns hier eine sehr natürliche Flusslandschaft. Schade nur, dass der Radweg nur sehr selten an der Havel entlangführte.

In Brandenburg an der Havel haben wir den Fluss verlassen und sind quer durch die Wälder des Hohen Flämming geradelt. Nachdem wir erst einige Kilometer auf der stark befahrenen Bundestraße zurücklegen mussten, haben wir zum Glück noch einen Radweg durch die dicht bewachsenen Wälder gefunden. Hier hat man die Schäden des Waldes durch die Trockenheit und den Käferbefall doch recht deutlich gesehen. Der Wald war gezeichnet von maroden, umgeknickten Bäumen. Für uns stand fest, hier wollen wir uns lieber keinen Schlafplatz suchen. Doch das ist einfacher gesagt als getan, denn von Brandenburg an der Havel bis zur Elbe in Dessau-Roßlau sind auf ca. 80 km fast nur Wälder zu finden. Als wir dann endlich eine Lichtung gefunden hatten, haben uns jede Menge Wildschweinspuren dazu gebracht lieber doch noch etwas länger in die Pedale zu treten. Langsam kam die Dämmerung, wir hatten schon ordentlich Kilometer in den Beinen und ein Schlafplatz war nicht zu finden. Am Ende sind wir bis an die Elbe gefahren und haben im Dunkeln unser Zelt aufgebaut, obwohl wir uns eigentlich fest vorgenommen hatten, dass wir immer im Hellen ankommen wollen… so ist das mit den Vorsätzen. Unser Zelt stand nun mitten auf einer wurzeligen, steinigen Brenesselwiese. Aber uns war alles egal. Völlig erschöpft von den 144 km sind wir nach unserer abendlichen Dusche aus dem Wassersack ins Zelt gefallen. Am Ende hatten wir hier die bisher beste Nacht im Freien und das lag wohl nicht am Brennesselduft, sondern eher an der ersten Nacht mit Temperaturen über Null.

Der letzte Abschnitt unserer ersten Etappe ging durch das schöne Muldental. Von der Mündung in die Elbe in Dessau-Roßlau vorbei am Muldenstausee über Bad Düben, Wurzen, Grimma zur Muldenvereinigung und weiter an der Zwickauer Mulde nach Colditz. Mit jedem Kilometer kamen wir unserer Heimat näher. Alles wurde immer heimischer und vertrauter. Eigentlich waren wir noch völlig erschöpft von der langen Strecke am Vortag, doch die Aussichten auf eine warme Dusche und ein richtiges Bett ließen uns dann nochmal 135 km in die Pedale treten.

Nach 735 km von Kiel nach Hausdorf erreichten wir glücklich und erschöpft unser erstes Etappenziel. Dort quartierten wir uns die nächsten Wochen in Bims altem Kinderzimmer ein, wurden bestens verpflegt, sammelten noch etwas Energie und warteten darauf, dass wir endlich weiterradeln können.

In der Zwischenzeit hieß es dann für uns noch einmal Tschüss sagen bei unseren Freunden von Leipzig bis nach Dresden. Schön, dass wir euch nochmal gesehen haben, gemeinsam lachen konnten und bis bald!

Der Start fällt leichter, wenn man das Glück hat Familien hinter sich zu wissen, die uns jederzeit aufnehmen und wir ZUHAUSE immer willkommen sind und ein Dach über dem Kopf finden werden. Vielen lieben Dank dafür und bis bald!

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Dieser Beitrag hat 12 Kommentare

  1. Schnien

    Wie aufregend… ich friere allerdings gleich mit.. ich wünsche euch von nun an wärmere Nächte und nicht zu heiße Tage. Gern detaillierte Beschreibungen von der Tour, Land und Leuten 😊

  2. Sabine Stamm

    Isi, ich freu mich so für euch, dass ihr endlich losfahren konntet und ganz doll daaanke, dass du daran gedacht hast, mir die Adresse von eurem Block zu schicken! Ich wünsch euch eine interessante, spannende, den Horizont erweiternde Tour und freu mich auf die nächsten Etappen.

    1. Adeline

      Hallo ihr beiden,
      ich finde euren Blog total super und freue mich, dass ich so eure Reise mitverfolgen kann.
      Ich wünsche euch wundervolle Erlebnisse bei von nun an angenehmen Temperaturen! ⛅
      Habt eine tolle Zeit und meldet euch, falls ihr mal in unsere Nähe kommen solltet.
      Ganz liebe Grüße- auch von Paul & Steffen!
      Adeline 🤗🤗😘😘

  3. Vielen Dank , dass wir eurer Reise folgen dürfen ! 🥰 Es ist sooo interessant euren Berichten zu folgen! 🤓😁Viel Spaß weiterhin !
    Wünschen
    Jonna und Julius 😘

    1. Danke ihr zwei Lieben, wir freuen uns, dass ihr dabei seid. Sonnige Grüße aus der Slowakei an den Atlantik!

  4. Carola

    Hallo, ihr lieben Radsportler, das ist ja ein toller Blog. Genießt nun hoffentlich bald den Einzug des warmen Frühlings. Das ist ja schade dieses Jahr, nun auch noch gegen den Wind strampeln und so viel Regen …
    Ich hab gelesen, dass es im Steigerwald einen Baumwipfelpfad gibt.
    Liebe Grüße aus der warmen Stube sendet euch Carola 😘

  5. Marie Spreth

    Hallo ihr beiden,
    Es ist so aufregend, euch auf eurer Reise zu beobachten, wo ihr seid und was ihr alles
    macht ☀️. Wir hoffen das ihr noch ganz viel Spaß habt und noch weiter viel erlebt .⭐️
    Liebe Grüße Sina und Marie ☀️

  6. Karen Schröder

    Bin gespannt, wohin der Wind euch bald weht! Hoffentlich gehen die Coronabeschränkungen weiter zurück, damit ihr losfahren könnt, wie ihr möchtet.

    1. Liebe Karen, im Moment sieht es glücklicherweise gut aus für uns. Sonnige Grüße nach Kiel!